Kommt, wir fahren auf Klassenfahrt! Das waren noch Zeiten, oder?
Lustigerweise hatte ich im letzten Monat eine berufliche und eine private Veranstaltung, die auf seltsame Weise einer Klassenfahrt glichen, womit sich dieser Artikel wieder fast wie von selbst schreibt.
Meine Klassenfahrten als Schüler gingen nach Hinsbeck, Monschau, Langeoog, ans Ijsselmeer und nach Pula. Dazu zahlreiche Bigband-Fahrten und Pfadfinderlager. Und ich muss sagen, es gab doch einige Parallelen.
Die Anfahrt
In meiner Jugend üblicherweise in einem Reisebus der Firma Glauch. Und ganz, ganz wichtig: Frühzeitig rein in diesen Bus und einen guten Platz sichern. Je weiter hinten desto cooler war man. Da muss man eben auch mal bei 40 Grad 20 Minuten früher in den nichtklimatisierten Bus. Auch wenn Mutti noch zum Winken da ist.
Generell lassen sich Busfahrten ja in zwei Kategorien einteilen: Die, bei denen man die Toilette benutzen darf, und die, bei denen man alle 30 Minuten Pisspausen machen musste. In einem Verkehrsmittel zu trinken, gibt ja irgendwie eine ganz besondere Befriedigung. Daher ja auch meine Liebe zum Bordbistro. Man tut ja irgendwie etwas sinnvolles, wir bewegen uns ja schließlich fort. Und dann eben ein Gläschen dazu zwitschern, da kann ja niemand was gegen haben.
Entscheidender Nachteil von Busfahrten ist allerdings, dass da ja in den wenigsten Fällen eine Kühlung vorhanden ist. So vergesse ich nie, wie Sven v.H., nach 17 Stunden Busfahrt, irgendwo kurz vorm Ziel in Kroatien plötzlich eine Flasche Lambrusco im Fußraum „fand“. Die war bereits 1100 km durchgeschüttelt worden und hatte Körpertemperatur. Da ist ein eiskaltes Erdinger (früher Franziskaner) im Bordbistro dann doch irgendwie besser.
Heimlich
Wichtig war ja auch, dass man irgendwas auf der Fahrt „heimlich“ machte. In der 6. Klasse war der absolute Nervenkitzel noch, dass man einfach nicht ins Bett ging und die ganze Nacht wach blieb. Abgefahren! In der 8. wurde sich heimlich aufs Mädchenzimmer geschlichen, in der 10. stand der Alkohol im Fokus und in der 12. soll sogar manch einer was zu Rauchen in seinem Duschgel mitgeschmuggelt haben. Hauptsache irgendwas verbotenes.
Heimlich Rauchen auch nicht zu vergessen. Auf so einer Klassenfahrt vervielfachte sich ja die Raucherzahl. Hab’s noch förmlich im Ohr: „Ey Pocca, ich rauch‘ ja sonst nicht, aber hasse noch ’ne Menthol?“ Besonders geeignet auch Segelschiffe, um wirklich ganztätig mit Kippe im Maul rumzurennen.
Außerdem wollte man sich auch stets vor irgendwas drücken. Heimlich hinter der Turnhalle eine Rauchen, um nicht zur Abendmesse gehen zu müssen. Oder eine Krankheit vortäuschen, um nicht zur Wanderung zu müssen und dann alleine in der Herberge Gameboy spielen zu können.
Selbstdarstellung
Da darf ich ehrlich sein: Für mich war eine Klassenfahrt, genau wie für Kollege H. Schmidt, in erster Linie eine große Bühne. Gitarre oder wahlweise auch Ukulele eingepackt und den ganzen Tag Scheiße geredet. Meine eigene kleine Latenightshow. Sogar mal mit Sonnenmilch „Fuck Bush!“ auf den Rücken geschrieben und mir quasi mutwillig den Sonnenbrand des Jahrtausends geholt, damit dieser Ausdruck den ganzen Sommer dort zu lesen ist. Welch akute Vierzehnjährigkeit. Hauptsache Auffallen um jeden Preis, und sei es, indem man einen Pimmel in den Sandstrand malt.
Andere nutzen es für große Dramen. Schön, wenn die halbe Klasse anfängt zu heulen, weil man sich ja bald nicht mehr wieder sieht und aus den Augen verlieren wird und das ist ja alles so tragisch. War es das?
Außerdem entstehen und zerbrechen stündlich neue Liebschaften. Beste Freundinnen werden ausgetauscht, Feindschaften gegründet. Schon irgendwie Dschungelcamp auf Langeoog.
Die Lehrer
Ok, wir wissen alle: Die Lustigkeit von so einer Fahrt hängt maßgeblich vom Lehrer ab. Hier hatte ich immer Glück. Vielleicht ist das auch irgendwie mein optimistisches Gemüt, aber ich hatte immer das Gefühl, die anderen Klassen hat’s schlechter getroffen. Meine Lehrer lebten stets nach dem Motto „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Und jeschadet hat’s mir nicht!
Get the Feeling back!
Also, wer ist dabei? Nochmal Urlaub machen als Klassenfahrt? Wichtig fürs Feeling wäre: Es muss alles irgendwie verboten sein. Also Rauchen, Saufen, die ganze Nacht aufbleiben und zu den Mädchen aufs Zimmer, hat ja maßgeblich an Reiz verloren, seitdem es nicht mehr verboten ist. Klar, es macht alles trotzdem noch Freude, aber es ist nicht mehr das gleiche.
Ich suche also 29 Leute, die mit auf Klassenfahrt wollen und Spaß haben und dann bitte noch 2 Leute, die uns das verbieten wollen, aber auch mitkommen. So hätte jeder Ausflug Potenzial.