Was Heimat für mich bedeutet

Menschenfreund, Unternehmeberater, Reisender, Blogger, Moderator, Triathlet, Lügner
Menschenfreund, Unternehmeberater, Reisender, Blogger, Moderator, Triathlet, Lügner

Donnerstag, 18:30 Uhr. Ich sitze im Bordbistro des ICE 276 von Frankfurt nach Berlin. Ich tippe diesen Text in mein Handy, da hier das Benutzen von Laptop per Ausschilderung verboten ist. Schon irgendwie deutsch, dass ich mich an diese Regel halte, oder? Kenne auch Menschen, die niemals im Ruheabteil telefonieren würden. Man könnte quasi sagen, wo sich Menschen an sowas halten, da ist unsere Heimat. Nach jedem Urlaub im Ausland freue ich mich auch immer, wie gut sortiert doch ein deutscher Kiosk ist. Da liegt kein einziges Snickers im Mars-Fach.
Ich wurde unlängst gefragt, ob ich in der monatlichen Mitgliederzeitschrift des größten Akademikerverbandes Europas (Not kidding) nicht einen Artikel über das Thema „Heimat“ schreiben möchte. Naja, warum nicht.

Was ist meine Heimat?

Na der Niederrhein! 41334 Nettetal. Grenzregion zu den Niederlanden, Karnevalsgebiet, Altbierrevier und Heimat der bekannten Elf vom Niederrhein. Eine Region, in der die Rechnung beim Kellner grundsätzlich mit den Worten „Machen Sie mir einen guten Preis!“ bestellt wird.
Dieses wundervolle Rheinland, wo jeder immer was zu erzählen hat. Wo Du nicht mal Geld holen kannst, ohne dass Dich einer anquatscht. „Ach, guck an, der Kleene von Troost holt och nochens wat Jeld“.
Übrigens etwas, was Menschen aus anderen Regionen sich gerne mal angewöhnen können. Einfach wat dumm Zeuch reden! Dann verjeht die Zeit viel schneller!

Zugezogene!

Münsteraner Heimat
Münsteraner Heimat

Wenn ich an Heimat denke, dann gewiss an diese Sackgasse am linken Niederrhein, in der ich aufgewachsen bin. Meine Familie wohnt dort seit über 60 Jahren, wir gelten aber als zugezogen, da wir offiziell aus einem Ortsteil 800 Meter entfernt kommen. Fragt man also unsere Nachbarin Annemarie, bin ich heimatlos.
Heimat ist ganz gewiss auch die Mainbrücke in Würzburg für mich, so wie der Prinzipalmarkt in Münster. Gibt es doch nichts schöneres im Leben eines Berufseinsteigers, als drei Tage „die alte Heimat“ besuchen, junge Studenten kennenlernen (und an geeigneter Stelle zurechtweisen), verbrannte Erde hinterlassen und wieder ab in die Berufswelt. Bis heute ein Abschnitt im Post-Studentenleben, den ich sehr genieße.

Home is where your heart is

Willkommen zu Hause!
Willkommen zu Hause!

Für mich als Unternehmensberater und Vortragsredner ist Heimat aber auch ganz häufig: Zimmer 312, Wagen 9 Platz 87, der Fahrersitz in meinem Firmenwagen, die Rückbank in einem Taxi oder schlicht die Wartehalle eines Flughafens.
Und ich glaube, genau dieser typische, rastlose Lebensstil, den sich Generation Y ja gerade massenweise fährt, macht Heimat für uns umso wichtiger.
Aber dafür braucht keiner irgendeinen Heimathorst im Innenministerium.
Generation Y, also wir, die zwischen 1980 und 2000 geborenen, müssen aufhören zu heulen und den Arsch hoch kriegen. Dann wird alles besser. Keinen Yoga-Kurs im Prenzlauer Berg machen sondern ab in den Schützenverein im Sauerland. Einfach mal Dialekt sprechen und nicht FC-Bayern-Erfolgsfan werden, sondern dem lokalen Klub die Fahne hoch halten.
Für mich ist Heimat nämlich doch irgendwie das Modell Helmut Kohl. Ehreneuropäer und Kontinentseiniger, der den Russen erstmal auf einen Saumagen nach Oggersheim einlädt.
Mache ich bei Geschäftsterminen dann ab sofort auch: Reibekuchen, Altbier und Kabänes. Lecker.

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