Did not Start in Duisburg – Frust & Erkenntnisse

Sonntag, 6. August 2023, 9 Uhr morgens. Eigentlich sollte ich gerade wohl aus der Duisburger Regattabahn steigen und mich Richtung Wechselzone aufmachen, um aufs Rad zu wechseln. Mein Heimrennen stand quasi an, der IRONMAN 70.3. Duisburg. Das dritte Jahr in Folge wollte ich dort starten, knapp 30 Minuten von meinem Elternhaus entfernt mit jeder Menge Freunden auf und an der Strecke.

Mein Aufmunterungsessen
Mein Aufmunterungsessen

Stattdessen sitze ich recht deprimiert mit Wärmflasche und Ibuprofen daheim, um gleich mein absolutes „Ich habe schlechte Laune und brauche was Schönes“-Lieblingsgericht Spaghetti Carbonara mit original italienischen Zutaten zuzubereiten. Auf der Ergebnisliste wird „Alexander Troost – DNS (Did not Start)“ zu lesen sein. Mein erstes DNS in über 4 Jahren Triathlon.

Was ist passiert? 

Im Grunde bin ich aktuell gut auf Kurs für den Ironman Italy am 16. September. Meine Radform ist ja sowieso im Sommer bombe, die Laufform kickt gerade auch ordentlich und ich war neulich sogar schwimmen trainieren. Equipment ist nochmal alles in Schuss gebracht und ich merke mehr und mehr, die absolute Wettkampfform nähert sich. So soll es sein.

Trotzdem war es Freitagmorgen dann soweit. Ich bücke mich um etwas aus der Laptoptasche zu nehmen und spüre plötzlich ein Ziehen im unteren Rücken. Der Volksmund nennt es wohl „Hexenschuss“, ich bezeichne es lieber als „Muskelzerrung im unteren Rücken“. Klingt mehr nach Sportler und nicht so nach Boomer bei der Gartenarbeit. Das Erste was ich denke ist tatsächlich „Verfickte Scheiße, ich war doch so brav, ich habe sogar Yoga gemacht“.

Ich bin schief
Ich bin schief

Tatsächlich hatte ich vor 6 Wochen schon mal gleiches Problem. Da hatte ich aber wochenlang kein Stabi/Mobility gemacht und saß den ganzen Tag in schlechter Haltung in einem CoWorking-Space. Das konnte ich mir gut erklären, aber jetzt war ich doch eigentlich so brav.

Den Tag über wächst mehr und mehr die Erkenntnis: Das wird bis Sonntag nicht passen. Ein Blick in den Fahrstuhlspiegel im Büro verrät auch: ich bin schief. So werde ich wohl nicht in Aeroposition 90 km Radfahren können und ein Halbmarathon scheint mir auch nicht drin.

Alle befreundeten Physios und Mediziner sagen dasselbe: Beine hochlegen, Wärme, leichte Bewegung und mit der Zeit wird es besser.

Nachdem ich am Samstagmorgen dann 5 Minuten für Anziehen von Socken und Schuhe brauche, sage ich bei meinen Freunden ab. Das mir entgegengebrachte Verständnis rührt mich. Wer weiß, wofür ist gut ist, lieber jetzt als vor Italien.

Was nehme ich mir mit?

Die Frage ist natürlich immer: Wofür ist sowas gut? Was kann ich Positives daraus ziehen?

Anmeldegebühr und nicht mehr stornierbarer Mietwagen haben mich knapp 500€ gekostet. Ja, der Sport ist sowieso schon viel zu teuer, aber dann auch noch ohne jedes „Erlebnis“ Geld ausgegeben zu haben, ist auch als Triathlet scheiße.

Ich nehme mir definitiv mehr vor, dass ich meine Körperstabilität mehr trainiere. Bis Italien wird kein Tag vergehen, an dem ich mich nicht mindestens 10 Minuten von Pamela Reif fertig machen lasse oder mich auf meiner Yoga-Matte verknote. Auch Schwimmtraining kann ein guter Hebel für den Rücken sein. Und natürlich schaue ich mich nochmal jede Sitzposition in meinem Alltag (Homeoffice, Büro, etc.) an und gucke, was ich noch optimieren kann. Sonst noch jemand Tipps?

Ab heute dankbar für jeden Tag
Ab heute dankbar für jeden Tag

Was mir aber noch viel wichtiger ist: Ich werde ab dem heutigen Tag um ein Vielfaches dankbar sein für jeden Tag, an dem alles funktioniert. Dankbar für jeden Tag, an dem ich meiner wundervollen Leidenschaft „Triathlon“ nachgehen kann und auch einfach mich schmerzfrei bewegen kann. Und wenn irgendjemand diesen Beitrag liest und einfach nur bei der nächsten Radeinheit an der frischen Luft denkt „Meine Güte, cool, dass ich das machen kann, dafür bin ich dankbar“, dann war es vielleicht doch für irgendwas gut. Ich freue mich jetzt auf meine Spaghetti.

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