Diese Woche möchte ich in meiner kleinen Kolumne hier mal wieder ein paar Fragen stellen. Da gibt es nämlich etwas, was ich einfach nicht verstehe. Das große Mysterium Junggesellenabschied. Ich hoffe auf Aufklärung aus der Leserschaft.
Die Idee an sich
Generell finde ich es ja nicht schlecht einen Grund zum Trinken zu haben. Ist ja irgendwie lustig und warum nicht einfach vor der Hochzeit nochmal ne geile Tour mit der Gang machen. Gerne.
Von mir aus eine solide Kneipentour über die Zülpicher, es im BüSpi mal ordentlich krachen lassen oder auch einfach nur sich auf einer Hütte in einem deutschen Mittelgebirge besohlen – warum nicht?
Unlängst saß ich auf dem Oktoberfest neben einer Handvoll Frats, die als Bachelorparty das größte Volksfest der Welt besuchten. Geile Aktion. Die Kombination aus leckerem Bier, einem Grund zum Feiern und guter Stimmung ist ja meistens Garant für ein tolles Wochenende. Von mir aus als Überraschung für den Bräutigam. Gibt jetzt echt schlimmeres, als spontan zum Saufen eingeladen zu werden.
Soweit kann ich folgen und wenn Ihr sowas unter einem Junggesellenabschied (auch bekannt unter der merkwürdigen Abkürzung „JGA“) versteht, leuchtet mir das auch völlig ein, ich bin jederzeit dabei, erhebe mein Glas und sage „Auf das junge Glück. Alles Gute!“
Einfach nur „Warum?“
Aber was genau ist jetzt das Lustige daran, in einem Hasenkostüm auf der Domplatte aus einem Bauchladen Schnaps zu verkaufen? Verhaltensmuster gibt es auch auf der alten Mainbrücke im schönen Herbipolis. Pflicht sind ja auch üblicherweise Gruppenshirts. Für den Bräutigam mit lustiger Aufschrift. „Große Fresse, kleiner Pimmel“ fand ich recht lustig, sonst aber selten was erinnerungswürdiges gelesen.
Ist das ein generelles Phänomen von größeren Städten mit viel Land drumherum, dass man in die Stadt fährt, um es mal ordentlich krachen zu lassen (im besagten Hasenkostüm)? Ich fand es jetzt auf dem Weg zum Auswärtsspiel immer mehr so mittellustig, wenn ein weiblicher „JGA“ einen dort zum Schnapskauf zwang. Diesen Trend gibt es ja praktischerweise für beide Geschlechter. Ja, hihi, Küsschen hier, haha, Sahnelikör ist ekelhaft, na gut, weil ihr es seid.
Bin ich jetzt hier der Unlustige oder hab ich irgendwas einfach nicht verstanden?
Jedenfalls finde ich Biergärten mit der Aufschrift „Junggesellenabschiede werden nicht bedient“ immer ziemlich sympathisch.
Die Sache mit der Stripperin
Was zum klischeehaften JGA natürlich noch fehlt, ist ein Ausflug ins Gewerbe der käuflichen Liebe. Natürlich nur im weitesten Sinne. Aber irgendwas unseriöses muss wohl noch passieren, zumindest scheint das irgendwo festgeschrieben zu stehen, oder?
Mir wurde mal erklärt, dass es quasi zwingend notwendig ist, da nochmal irgendwas unkatholisches zu tun. Denn wenn die Treue vor der Ehe die gleiche ist, wie nach der Ehe, sei die Ehe ja bedeutungslos. Will hier keine Religiodebatte lostreten, sondern einfach nur auch dieses Argument als Schmarrn abtun.
So, Kinder. Das sind meine Fragen. Jetzt sagt mir bitte: Bin ich unlustig oder hab ich irgendwas einfach noch nicht verstanden? Muss ich selber heiraten und als pinker Hase (Gibt es so Kostüme in Übergröße?) über die Domplatte laufen, um es nachzuempfinden? Bitte nicht.
Ich habe ein Hummelkostüm in Übergröße falls Du Interesse hast;)
nein.
Als Trauzeuge und JGA Organisator hier ein paar Anmerkungen:
1. Deine Abneigung gegen den JG-Bauchladen, kann ich nachvollziehen. Der Sinn besteht aber weniger im Verkaufen und Nerven als in der einfachen Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht. Es ergibt sich also ein Grund, um mit jemandem Fremden in Kontakt zu treten. Unsere JGA Truppe hat das mit dem „Verschenken“ von Keksen für Küsschen umgesetzt ohne Bauchladen.
2. Das Kostüm hat drei Aufgaben. Erstens soll der JG nochmal an seine „Jugendsünden“ und seine verrückte Jugend erinnert werden, zweiten soll die Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht erleichtert werden und drittens soll es als Unterhaltung für den Rest der JGA Truppe dienen. In unserem Fall bestand die Verkleidung lediglich aus einem Krümelkostenrucksack, der gleichzeitig die Kekse enthielt.
3. Das Uniformieren dient zur Stärkung des JGA Gruppengefühls. Meiner Ansicht nach ist dies nicht unbedingt nötig, deswegen haben wir es auch nicht umgesetzt. Aber oft kann man sich auch darauf einigen, dass alle ein weißes Hemd anziehen etc., um das Wir-Gefühl zu stärken.
4. Du hast einen wesentlichen Aspekt vergessen. Der JG bekommt meistens Aufgaben gestellt, die er zu erfüllen hat (abgesehen von der Verkleidung). Dies dient den gleichen Zwecken, die ich bereits unter Punkt 2 aufgeführt habe.
4. Ein Besuch in einem Tabledance Lokal oder das Buchen eines/einer Stripper/in ist ein Klassiker. Man(n) soll nochmal diese „Freizügigkeit“ erleben, bevor er/sie unter den Pantoffeln steht/an der Herd gekettet ist. Das ist vergleichbar mit der letzten Zigarette nach dem man das Buch „Endlich Nicht-Raucher“ gelesen hat.
5. Natürlich ist ein JGA mit einem erheblichen Alkoholkonsum verbunden. In meinem Freundeskreis ist ein JGA aber viel mehr als das. Optimaler weise sollte man an diesem Tag viel von dem unternehmen, was der Bräutigam/die Braut gerne macht. Auch wenn der oder diejenige diese noch nie gemacht hat. Z.B. Escape Room, Lasertag, Seifenkisten fahren, BBQ Boat, Zip Lineing, etc. (Erinnert sehr an MS Events 😉 ) Wenn der Abend dann am Ende eskaliert hat man später immer etwas von dem man(n) im hohen Alter erzählen kann.
Hallo Troost,
im gesamtgesellschaftlichen Kontext möchte ich dir noch die folgenden Fragen nahelegen:
1) Ist es ok, dass es auch rein weibliche JG_innenAs gibt?
2) Ist es denkbar, dass der/die/das JGA auf dauer zu einer gegenderten Gemischt-Veranstaltung wird? Überwindet er sozusagen als Pilotprojekt die Geschlechtertrennung?
3) Darf man als Mann bei einem weiblichen JGA einfach ehrlich sagen: „Haut ab, ihr geht mir sowas von auf die Nerven, mit eurem scheiß Cheerleader-Effekt“ ??
Ich freue mich auf deine Antwort, v.a. zu Frage 3 (erhoffe mir hierzu ein Mandat für künftige Unfreundlichkeit ggü. JG_innenAs).
Beste Grüße
MFG
1) ja wie ok? Ich find ja die männlichen JGAs schon kacke.
2) alter…
3) ja.
Kleiner Ergänzungsvorschlag für die Domplatte im Hasenkostüm:
– Eine Wage mitnehmen und drei Tonnen Frauen küssen! Klassiker!
hmmm.. Leute, ich sags Euch nur ungern, doch das Photo auf dem Banana-Boat ist ein einem schwulen Botts-Trip entstanden: ich bin mir nicht sicher, ob das in diesem Kontext passt 🙂
liebe Grüße vom Fotografen 🙂
Macht die Sache eigentlich noch viel lustiger!