Fronkreich, Fronkreich

Sonntag, 13:05 Uhr. Ich sitze am Bahnhof der kleinen Küstenstadt Saint-Malo in der Bretagne. Warum eigentlich diese Faszination für Kopfbahnhöfe bei den Franzosen? Laufen die gerne 1000 Meter am Zug entlang oder sind die Städte einfach schon zu kleinteilig fertig gewesen, als man den Eisenbahnverkehr eingeführt hat?

Mailand? Madrid? Hauptsache Italien!

Fronkreich, Fronreich!
Fronkreich, Fronkreich!
In meinem Kopf vergleiche ich die Franzosen die ganzen Zeit mit den Italienern. Beides ja irgendwie die „Nicht-Deutschen“, oder gibt es einen anderen Begriff, der die zusammenfasst? Bin immer noch völlig freudetrunken von meinem Romurlaub. Im Ernst, fahret nach Rom! Es ist wundervoll. Italiener sind wundervoll. Franzosen auch? Es sind ja auch irgendwie gleichermaßen die nicht-deutschen Eigenschaften dieser Nationen, die einem direkt auffallen. Seien es die hochwertige Kleidung, die zerbeulten Autos, die Unfähigkeit, eine Toilette zu benutzen oder einfach nur das wundervolle Essen. Ich glaub‘, die Franzosen rauchen mehr, dafür schmeckt bei den Italienern das Bier besser.
Einfach lecker!
Einfach lecker!
Peroni schlägt 1664. Ja, hier sollte man Wein trinken, ich weiß. Ich bin nur außerhalb von Würzburg mit der Weinauswahl grundlegend überfordert, daher erst recht in fremdsprachigen Ländern. Die Tamilen am Kiosk sind bei der Bierauswahl jedenfalls gerne behilflich. Deutsches Bier gibt’s natürlich auch überall, aber das ist ja irgendwie Wettbewerbsverzerrung. Sie sind so wunderschön nicht-deutsch, diese Völker.  So lässt sich ein Urlaub hier mit dem wunderschönen Argument „Mal was anderes“ doch wunderbar rechtfertigen. Schön, dass die EU das möglich macht. Ohne Grenzkontrollen, ohne Geldwechsel und vor allem: Ohne Roaminggebühren. Wohltat für uns Influencer.

Buchstaben? Zahlen? Wat is‘ jetzt mein Gleis?

Ich muss jetzt hier mal gucken, wo mein Zug fährt. Das Konzept der Gleisangabe scheint nix für die Franzosen zu sein. Da haben wir nämlich schon die erste arglistige Täuschung. Mein Zug steht im hinteren Teil des Gleises, der Zug direkt am Kopf scheint nur Dekozwecke zu haben. Ich muss quasi in Abschnitt H laufen. Das ist ja wie Gleis 15 in Rom! Komme mir vor wie ein asiatischer Geschäftsmann, der vom Münchener Hauptbahnhof zum Franz-Josef-Strauß-Airport möchte, aber aufgrund der nicht ausreichend erklärten Zugteilung in der Freisinger Innenstadt landet. Destination de Rennes sieht jedenfalls erstmal gut aus.

Typische Franzosen!
Typische Franzosen!
Irgendwie unfair, dass ich über das Publikum hier fortwährend Analysen für das ganze Volk der Franzosen anstelle. Gerade festgestellt, dass die beiden Damen schräg gegenüber miteinander spanisch sprechen. Tja, egal, eure Stereotypen haben sich in meinem Kopf jetzt unveränderbar für „typisch französisch“ abgespeichert. Aber gut, die Bretagne ist natürlich touristisch gut besucht.

Sorry, no english!

Aber die Regionalbahn auch? Trifft man viele Touristen in der Regionalbahn von Norddeich-Mole nach Emden? Da spricht der RE-Schaffner jedenfalls genauso wenig Englisch wie der französische Schaffner in diesem Zug hier. Diesen fortwährenden Vorwurf der mangelnden Bereitschaft eine Fremdsprache zu sprechen, kann man also nicht nur den Franzosen, sondern gewiss auch uns Deutschen machen. Wer’s nicht glaubt, kann ja mal in Nettetal im Supermarkt auf Englisch versuchen, die Kartenzahlung einzuleiten.

Der Schaffner hier ist allerdings top. Erstens finde ich diese Hüte lustig und zweitens sprechen wir jetzt das dritte Mal miteinander und konnten alles mit den Worten „Bonjours“ und „Merci“ regeln. Perfekt.

Das freundlichste Volk diesbezüglich sind übrigens die Polen. Können auch kein Englisch und dir auch nicht weiterhelfen, sind aber sehr nett dabei. Ist doch auch was.

Für die Follower

So, jetzt mal den Instapost absetzen, aus dem hervorgeht, dass ich klug Zug fahre. Freut mich übrigens, dass ich mit meiner #seiklugfahrZug-Kampagne mehrere Ökos unter meine Follower mogeln konnte. Ich tue das aber nicht für Greta Thunberg, sondern bin aus Effizienzgründen Freund von innerdeutschen Zugfahrten. Natürlich ist die Reisezeit höher, sie kann aber besser genutzt werden. So schreibe ich gerade meinen Blog, während der Parallel-Troostiboy im Fluguniversum gerade seinen Gürtel nach der Sicherheitskontrolle wieder anzieht. Jut, Zugpost online. Man muss ja die Follower auf dem Laufenden halten. Sonst habe ich ja eher diebische Freude daran, allen mit Urlaubs-Insta-Storys auf den Sack zu gehen. Vor dieser Reise erstmals eine gewisse Erwartungshaltung gespürt. Es hieß auch mehrfach, „jaja, wir werden ja über Troostiboys Insta-Account auf dem Laufenden gehalten.“ Pustekuchen! Ich poste, was ich will. Wenn ihr zu fordernd seid, gibt es nur noch Tatort-Abstimmungen, Runtastic-Auswertungen und Wahlaufforderungen! Unter Druck kann ich nicht. Kennt jeder, der beim Pissior schon mal neben mir stand.

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