Vollsuff auf maximaler, ingenieursartiger Präzision. Mit unheilbar deutscher Gründlichkeit geplanter Absturz. Optimierung bis ins kleinste Detail.
Ich war am Ballermann. Bierkönig. Megapark. Alles was geht.
Mag jeder von denken, was er möchte. Ein Glas 12 Jahre alter Glenmorangie ist sicher stilvoller, aber auch der Ballermann hat irgendwie seine Daseinsberechtigung. Davon abgesehen, dass es schnell Spaß macht, sich in der prallen Mittagssonne Freibier reinzustellen, war ich wahrhaft begeistert von dieser Planungsprofessionalität.
Unheilbar deutsch
Wo sich Engländer betrinken, da gibt’s viele kleine Pubs. Italiener in schönen kleinen Cafés, Spanier in der gemütlichen Tapas Bar und Asiaten betrinken sich gar nicht.
Aber wo Deutsche sich betrinken, da bauen wir einfach eine Turnhalle. Der Megapark ist nun wirklich nicht gerade hübscher als die Abfertigungshalle D am Frankfurter Flughafen. Dazu passend noch eine Pappmaschee-Festungs-Optik, die selbst ich im Kindergarten hinbekommen hätte.
Einfach 30 Minuten Freibier am Tag, leicht bekleidete Damen, die die Trinker reinlocken, und die stumpfesten Musiker auf Erden und ab geht die Party. Vor einer derartigen Prozessoptimierung muss vermutlich auch die Effizienz der deutschen Automobilindustrie den Hut ziehen.
Sorry Timo Werner!
Laut Wikipedia gehört der Bierkönig irgendeinem inhaftierten Kriminellen, das kann ich nicht glauben. Nach meiner Vorstellung sitzen da irgendwo 30 Maschinenbauer in karierten Kurzarmhemden und überlegen sich „Wie kriegen wir am effizientesten 5000 deutsche Urlauber besoffen?“.
Ergebnis ist dann eben Vollplaybackmucke, Turnhallenatmosphäre und Wodka Lemon im Maßkrug für 7,50 € (+ T-Shirt). Speziell letzteres grenzt wirklich an die Verleitung zu einer Straftat. Bei solchen Preisleistungsverhältnissen für harten Alkohol, brauch sich keiner wundern, dass sich auch Shirts mit „Timo Werner ist ein Hurensohn“ verkaufen lassen. 1997 musste ich mich für einen solchen Kraftausdruck mal vor meiner Klassenlehrerin rechtfertigen. Was das eigentlich bedeuten soll, hab ich damals noch nicht verstanden. Und erst recht nicht geahnt, dass mal eine Geschäftsidee draus entwächst. Wird Timo Werner wenigstens beteiligt?
An alles gedacht am Ballermann!
Es ist aber auch einfach an alles gedacht. Im Bewusstsein, dass betrunkene Deutsche schnell ausfällig werden, stellt man einfach Türsteher ein, die derartige Kanten sind, dass auch die Klitschkos sich in die Hose machen würden. Klar. Professionalität bis ins letzte Detail. Und Abschreckung wirkt. Als der gute Mann mich drauf hinwies, ich solle nicht im Gang rumstehen, war selbst ich nach drei Maßkrügen von besagtem Longdrink leise.
Ich verurteile niemanden, der da Urlaub macht. Im Gegenteil, ich würde sogar selber nochmal hin. Zu den Klängen einer ehemaligen Pornodarstellerin als Kirmestechnosängerin das Freibier reinlaufen lassen – perfekt. M I A – Feiern bis zum Ende!
Und falls der Ballermann jemals an die Börse geht – ich bin sowas von dabei.
Amen! Nächstes Jahr steht!
Warum betrinken sich Asiaten nicht?
Tun sie. Passte aber so besser in die Aufzählung.
Ich war auch da. Ich kann das bestätigen.