Montag, 31.12.2012, 13:30 Uhr. Langsam werde ich wach. Alter, hab ich ’nen Kater. Der große Suff war doch eigentlich für heute geplant.
Ich war am Vorabend aus der elterlichen Heimat zurück in die Universitätsstadt gereist und hatte mich daher spontan mit einigen Kumpanen auf ein schnelles Helles getroffen. Ging wohl länger. Gut, dass ich besoffen von allem Fotos mache. Erstmal Handy checken. Ohne Witz, wenn ich mal mit Euch getrunken hab, hab ich ganz sicher Fotos davon.
Ach stimmt, der kam ja auch noch. Oh, bin ja mit’m Taxi heim – kurz nach Weihnachten ist man halt ausgabenextensiv. Achja, Wein haben wir dann getrunken und irgendwer hatte tatsächlich aus Scheiß ’ne Schachtel Roth-Händle gekauft, die wir dann geraucht haben. Dann natürlich kein Wunder, dass ich einen Kater habe.
Hunger
Erster Tagesordnungspunkt wird erstmal eine Pizzabestellung. Irgendwas fettiges, um wieder nach vorne zu kommen.
Das erledigen wir online, ebenso wie die Bezahlung, bloß nicht zu viel Menschenkontakt. Auf das Anziehen einer Hose bei Entgegennahme der Pizza verzichte ich. Große Pizza Schinken und eine Flasche Cola. Komisch eigentlich, dass ich so dick bin.
So vollgefressen ist auch klar, was wir machen. Im Bett bleiben und irgendeine Serie gucken. Komplizierter als es klingt, denn 2012 gab es in Deutschland noch kein Netflix. Gut, dass ich noch ein paar Sicherheitskopien von guten Serien habe.
Die Zeit verrinnt. 15 Uhr, 16 Uhr, 17 Uhr. Aber ich meine, es war auch echt wichtig, die fünfte Staffel von Scrubs nochmal zu gucken. 19:30 Uhr kommt meine Straba. Als erfahrener Katernder weiß ich, dass ich um Punkt 18:57 Uhr das Bett verlassen muss, um Duschen, Anziehen, Fußweg zur Strabahaltestelle, Kippen kaufen und Kippe rauchen unter einen Hut zu bekommen. 33 Minuten – das ist meine Zeit.
Das wird erledigt. Zieh ich jetzt eigentlich n Jackett an? Man hatte sich mehrfach umentschieden bezüglich der „Feierlichkeit“ des Abends. Nicht, dass da nachher alle im Smoking stehen. Also ja, Jackett an.
Ab geht’s, Brücknerstraße bergab runter ans Kiosk. Dem guten Mann hinterm Tresen ist bereits klar, dass ich ein borussengrünes BIC-Feuerzeug und Pall Mall Menthol haben möchte, die Frage ist nur, wie viele Schachteln. Nehmen wir mal zwei, man weiß ja nie.
Können BIC-Feuerzeuge eigentlich je leer gehen? Ich glaube nicht. Vorher verliert man sie.
Der Kioskbesitzer wünscht einen „Guten Beschluss“, wie man hier zu sagen pflegt. Wir werden uns in 24 Stunden bereits wiedersehen. Dann werde ich zwei Flaschen Wasser erwerben, aber davon weiß er noch nichts.
Kippe an, Blick aufs Handy, da kommt auch schon die Linie 5. Einsteigen!
Die Bahn ist voller Salat.
Nudelsalat, Tomate-Mozarella-Salat, Kartoffelsalat. Jeder hat was auf dem Schoß. Man bringt selber was mit. Schöne Geste. Ich habe, außer meiner Fahne, nichts dabei.
Am Hauptbahnhof steigt die Hälfte aus. Oho, man ist sich wohl zu fein um hier zu feiern? Geht’s noch mit dem Fernverkehr weiter?
Ich möchte weiß Gott nicht Harald Juhnke zitieren, aber eine Straßenbahnfahrt an Silvester zeigt einem doch immer wieder ganz viele Leute, die heute ganz bewusst mal ganz, ganz viel Spaß haben wollen. Vielleicht sogar das erste Silvester als Student? Ich würde wetten, die Dame gegenüber hatte die High Heels auch zum Abiball an. Sei es drum.
Dom, Rathaus, Neubaustraße, Sanderstraße. Die meisten Feierwütigen haben die Bahn bereits verlassen. Wer jetzt noch drin sitzt, fährt meist ins Asiviertel. Kurz vorher muss ich raus, Judenbühlweg, da simmer.
Am Zielort brennt schon Licht. Allein die Stufen zum Eingang machen mich schon völlig fertig. Jacke an die Garderobe, da kommen mir auch schon zwei Freunde entgegen. Ich solle das Jackett auch mal gleich an der Garderobe lassen, wir machen heute nicht auf chic, sondern geben richtig Gas am Glas. Achja, so ein Abend wird das also. „Hier, wir haben sogar schon Bier am Hahn.“ Och, ja dann…