Sonntag, 29.8.2021 9:30 Uhr. Eine letzte Ghetto-Faust mit Marvin, der 3 Sekunden vor mir startet. Maske wegwerfen, durchatmen, am Moderator Hartwig Thöne vorbeilaufen, Uhr starten und los geht’s. Mit einem beherzten Sprung in die Regatta-Bahn beginnt mein IRONMAN 70.3 Duisburg.
Spulen wir nochmal zurück: Was hat mich hierhin gebracht? Vor rund 3 Jahren ging der ganze Quatsch los, mit einer betrunkenen Wette und der Idee eine Sprintdistanz zu machen. Daraufhin sammelte ich viele Erlebnisse im Ausdauersport und meldete mich übermütig für den „halben IRONMAN“ in Duisburg an. 1,9km Schwimmen, 90,1 km Radfahren und 21,1km Laufen sollten mich erwarten. „70.3“ steht übrigens für 70.3 Meilen, die die Distanzen addiert ergeben.
Nach der Anmeldung folgten zwei fast triathlonfreie Jahre, mit vielen DIY-Wettkämpfen und pandemiebedingten Absagen, aber jetzt war es endlich so weit. Nach meinem Warmup-Wettkampf in Saerbeck, wird heute endlich wieder komplett einer rausgehauen.
Erster Punkt auf der heutigen ToDo-Liste: Ausschlafen. Klappt ganz ok, hatte am Vorabend gefühlte 10 alkoholfreie Biere bei einer mindsquare-Party.
Nun die Vorbelastung! Also ab auf die Rolle und eine Stunde Radfahren, mit ein paar kurzen Belastungen. Dazu läuft auf youtube mein internes Best-Of der Triathlon-Dokus.
Anschließend nochmal 5km laufen. Ich fühle mich fit. Tasche packen, 100 mal die Checkliste durchgehen, Rad verladen und Abfahrt. Treffe mich mit Jakob und wir fahren in Kolonne zum Sportpark-Gelände in Duisburg. Dort treffen wir auf Michael und Marvin. Wir 4 haben die vielen Verschiebungen und Terminkonflikte überlebt und wollen hier morgen an den Start gehen.
Aber erstmal der Orga-Kram.
Abholen der Unterlagen, Wechselbeutel packen, Räder einchecken – alles irgendwie unspektakulär. IRONMAN kann man gewiss vieles vorwerfen, aber die Orga eines solchen Events, das haben sie im Griff!
Und ja, Samstag gegen 15 Uhr gibt es dann tatsächlich diesen Zeitpunkt, da ist alles Organisatorische abgehakt. Na dann, auf an den Niederrhein zu meinen Eltern. Hier haben wir uns für die Übernachtung und die obligatorische „Pasta-Party“ einquartiert.
Und diese Vortagsstimmung ist es auch in gewisser Weise, was Triathlon ausmacht. Ich kann es in Worten fast nicht beschreiben, aber es gleicht einem Kindegeburtstag. Meine Ernährung an diesem Samstag: 300 gramm Nudeln mit Ketchup, 200 gramm Crunchy Müsli, 200 gramm Gummibären, 2 Liter Fanta. Ich bestehe irgendwann nur noch aus purem Zucker.
Zusammen gucken wir noch jede Triathlon-Doku, die youtube hergibt. Michael versucht uns noch vom Thema „Beinrasur“ zu überzeugen. „Das spart 13 Watt aufm Fahrrad.“ „Ihr könnt doch nicht nen 300 € Aerohelm fahren, aber euch die Beine nicht rasieren“.
Muss zugeben, den Gedanken in den letzten Wochen häufiger verfolgt zu haben, aber mein gesamtes soziales Umfeld hat mir davon abgeraten. Gerne Eure Meinung hier: Wie steht ihr zu rasierten Radlerwaden?
Um 22 Uhr geht’s für uns bereits ins Bett und ich schlafe tatsächlich sehr zügig und unaufgeregt ein.
Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Wir sprechen alle sehr wenig miteinander an diesem Morgen. Feste Reihenfolge im Badezimmer, jeder hatte sich in der Küche schon am Vortag sein Frühstück vorbereitet. Kurz nach 5 steigen wir in unsere Autos. Ich höre auf der Fahrt nach Duisburg nochmal den trimag-Podcast zum IRONMAN Hawaii 2019. Ich bin richtig im Race-Feeling. Einfach mega Bock jetzt einen rauszuhauen.
Morgens geht’s noch einmal in die Wechselzone, Reifendruck checken und final die Trinkflaschen befüllen. Beim Aktivieren meiner Wattmessung springt mir die Kette von der Kurbel.
Na klasse, sowas habe ich jetzt gebraucht. Mit Hilfe von Michael ist aber schnell alles wieder gerichtet. In der Wechselzone läuft geile Partymucke und Moderator Hartwig Thöne kommentiert das Geschehen. Das freut mich sehr, dieser bekannte Sport1-Moderator hat bei den meisten Triathlon-Dokus die Tonspur gesprochen und ich verbinde seine Stimme irgendwie ganz fest mit dem Mythos IRONMAN, das passt super.
Joa, dann gehen wir mal zum Auto, ziehe die Neoprenanzüge an und los geht’s.
Um 7:40 Uhr stehe ich tatsächlich in der langen Warteschlange am Schwimmstart und es kann los gehen.
Hier gibt es heute einen „Rolling Start“. Alle 3 Sekunden gehen 2 Starter auf die Strecke. Diese Entzerrung ist nicht nur pandemiebedingt eine gute Idee, sondern auch sinnvoll für die Radstrecke. 8 Uhr geht der erster Starter ins Wasser, es läuft weiter gute Musik und Hartwig Thöne kommentiert das Geschehen. Ich muss sagen, obwohl ich jetzt hier 90 Minuten wartend im Regen rumstehe, die Laune ist echt super und als es dann los geht, habe ich einfach nur richtig Bock!
Und los! Mein IRONMAN 70.3 Duisburg beginnt
Zurück ins Rennen. Ich brauche einen Moment um mich zu orientieren und dann wird losgekrault. Aus Saerbeck habe ich mir gemerkt: Nicht zu krass anschwimmen! Dort hatte ich nach 100 Meter Schwimmen bereits 170 Puls. Ich mache die ersten Züge und versuche in einen stetigen Rhythmus zu kommen. Schnell kann ich die ersten Schwimmer hinter mir lassen.
„Ah Moment, das muss doch da wieder Marvin vor mir sein“. In Neoprenanzug mit Brille und Badekappe sieht zwar jeder gleich aus, aber das müsste er sein. Ich weiß, Marvin schwimmt schneller als ich. Aber wenn ich mich jetzt direkt hinten ihn hänge, kann ich zweierlei Vorteile genießen: Zum Einen gibt’s es angeblich so etwas wie „Wasserschatten“, also dass ich hier tatsächlich weniger Energie aufwenden muss, aber – und das ist viel wichtiger – ich muss weniger Zeit in die Orientierung investieren. „Geradeaus schwimmen“ im Freiwasser ist für mich häufig noch eine Herausforderung. Und so kann ich mich einfach an seinen Füßen orientieren.
Bis zur Wende nach 700 Metern bleibe ich direkt hinter Marvin und wir pflügen uns gut durchs Feld.
Nun rächt sich aber ein entscheidender Materialfehler. Ich habe zwar 10.000 € Ausrüstung heute dabei, schwimme aber mit der gleichen Brille wie vor 2 Jahren in Hamburg. Das ist per se erstmal kein Problem, aber diese Dichtungen sind irgendwie nicht auf Dauerbetrieb ausgelegt. So muss ich ab jetzt alle paar Minuten pausieren um das Wasser aus der Brille zu lassen. Ich ärgere mich tierisch, dass ich nicht einfach vorher schon das Geld für die von Frodeno beworbene „Magic 5“-Schwimmbrille hingelegt hab. Das kommt davon, Troostiboy. Teuer ist eben immer besser! 😉
Aber gut, ich komme trotzdem anständig vorwärts und schon ist der Schwimmausstieg fest im Blick.
Schwimmen durch
Nach 43 Minuten ist meine Schwimmstrecke vorbei. Beim Aussteigen aus dem Wasser habe ich das Gefühl einen beidseitigen Wadenkrampf zu bekommen, aber falscher Alarm. Dennoch ist es jedes Mal ein sehr merkwürdiges Körpergefühl nach so lange Zeit in der Waagerechten wieder aufrecht zu laufen.
Auf dem Weg in die Wechselzone ziehe ich mir den Neo schon mal bis zur Hüfte runter, meinen Rennnanzug trage ich bereits drunter. Am Wechselplatz treffe ich noch Marvin und Jakob.
Als erstes leere ich meinen blauen Wechselbeutel „BIKE“ auf dem Boden aus. Denn da kommt jetzt ja der Schwimmquatsch rein. Brille und Badekappe weg, nun den Neo ausziehen. Marvin hatte uns vorher den Trick erzählt Vaseline auf die Fußknöchel zu schmieren. Ich hielt das für Placebo, aber was soll ich sagen: Ruckzuck ist der Neo aus. Marvin ist gerade fertig. Ich rufe ihm noch „Gute Fahrt“ zu.
Radhelm an, Startnummer an, Schuhe an und ab geht das.
Viele laufen ja auf Socken durch die Wechselzone und haben die Schuhe bereits am Rad angeklickt, ich habe mich dagegen entschieden. Es regnet übrigens aus Eimern und ist krass windig. Wünsche Jakob noch eine gute Fahrt und schiebe mein Rad aus der Wechselzone.
Bike!
So, aufgesetzt und ab geht’s!
Die ersten 2km sind noch recht kurvenreich, aber schnell komme ich in eine Routine. Wind und Regen sind mehr als nervig, aber ich fühle mich gut auf dem Rad. Ab in Aeroposition und los geht’s. Radfahren ist meine stärkste Disziplin. Also, Überholspur und Vollgas.
Der Regen ist zwar unfassbar nervig, aber ich zittere nicht. Kälterennen scheint mein Ding zu sein. Einziges Problem: Ich bleibe ein Schisser in nassen Kurven. Bremse eher zu früh als zu spät und muss dann dementsprechend viel Kraft investieren, um wieder anzutreten. Über die „Brücke der Solidarität“ geht es übern Rhein. Hier ist Vorsicht angesagt, ordentlich Seitenwind und mein Zeitfahrrad ist wie ein Windsegel.
Aber passt alles gut. Schnell ist der erste äußere Wendepunkt nach 22,8km erreicht und es geht zurück. Praktischerweise mit Rückenwind. Die Strecke ist nett und unspektakulär. Bis auf eine Brücke kaum Höhenmeter, viel flach und viel Bundesstraße. Ein Stück am Rhein entlang ist landschaftlich ganz reizvoll, aber ehrlicherweise kann ich das bei diesem Regen auch nicht genießen.
Ich glaube eine wichtige Eigenschaft bei solchen längeren Ausdauerdistanzen ist es niemals zu denken „ah, 1 Kilometer durch, jetzt noch 89 Kilometer“. Meine Taktik war erstmal die ersten 10km reinkommen, dann bis zur Verpflegungsstelle bei Kilometer 15, dann zur Wende bei 22,5, Verpflegungsstelle bei Kilometer 30 und immer so weiter. Nach der ersten Wende kommen mir Jakob und Michael entgegen. Ich brülle beiden was entgegen, sie hören mich aber nicht. Bei Kilometer 40 km kommt mir Marvin entgegen und ich höre „Durchziehen, Troosti!“ – Freut mich wie immer zu hören.
Auch wenn die Verpflegungsstellen einen wichtigen Orientierungspunkt darstellen, habe alles was ich brauche dabei.
2,5 Liter Wasser in Trinkflaschen und 0,5 Liter Kohlenhydratgemisch. Letztes Umfasst 230 Gramm Maltodextrin aufgelöst in Wasser und Apfelsaft und dazu 4 Gramm Salz. Schmeckt alles zusammen ziemlich nach nix und liefert mir rund 1000 Kalorien auf der Radfahrt, die ich gut vertrage. Dazu gibt’s ein paar „Power Bar Gummibären“ fürs Gefühl.
Auf der zweiten Radrunde merke ich, wie die Konzentration nachlässt. Ich lasse auch mal einen Tritt aus und gebe nicht mehr so Vollgas wie in Runde 1. Zeigt sich auch nachher in den Zwischenzeiten, Kilometer 45-60 sind meine langsamsten. Irgendwann werde ich überholt und jemand brüllt etwas unverständliches. Ich habe erst Sorge irgendwas falsch gemacht zu haben, trete nochmal rein und frage „was meinst Du?“ – Antwort „ich feiere Deinen Blog!“.
Also damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet und bin etwas überfordert. „Häh, woran hast Du mich erkannt?“
Antwort: Am Fahrrad!
Na dann! Das motiviert mich etwas und ich gebe Gas, ab jetzt wird es wieder zügiger.
Bei der letzten Wende bei Kilometer 66,2 sage ich vor mich hin „Und jetzt ab nach Hause“ und so fliege ich zurück in Richtung Duisburger Innenstadt.
Und da ist auch schon die Radstrecke vorbei nach 2h45min14sek mit einem Schnitt von 32,57 km/h. Bei trockenem Wetter wäre hier sicherlich mehr gegangen, aber mein Radsplit ist in den Top 50% des heutigen Starterfeldes, das freut mich sehr.
Ich schiebe mein Rad in die Wechselzone. Hier läuft wieder gute Musik und es kommt die Durchsage „Glückwunsch, 90km geschafft, jetzt nur noch die Laufstrecke und dann habt ihr es“.
Das stimmt. Pusht mich auch immer sehr zu wissen: technischer Defekt kann jetzt eigentlich nicht mehr passieren.
Und Run!
Direkt nach 50 Metern ist die erste Verpflegungsstelle. Ich habe die Idee es erstmal mit einer Banane zu probieren. Blöder Plan. Schmeiße die Banane in den nächsten Mülleimer. Beim Versuch feste Nahrung zu mir zu nehmen bekomme ich nämlich keine Luft.
Aber, alles kein Problem, für Notfälle habe ich Plan B in den beiden kleinen Taschen meines Rennanzug und so gibt es jetzt erstmal 2 Powerbar Hydrogel. Zu viele davon schlagen mir gerne auf den Magen, aber zwei Stück gehen klar.
Mein „Race Pacer Datenfeld“ auf der Garmin habe ich auf „HM in unter 2h“ eingestellt, aber im Endeffekt ist das total egal. Der GPS-Empfang scheint mir eh etwas wacklig auf der Laufstrecke und ich muss auch irgendwie sagen: Pacing in der letzten Disziplin gibt es nicht. Du läufst einmal so schnell du kannst, wenn mehr geht, läufste schneller und wenn nicht: langsamer.
Am Streckenrand stehen sehr viele lustiger Schilder von IRONMAN. „Stell Dir mal vor, wie lustig Du morgen laufen wirst“ oder auch „Du wirst heute einen IRONMAN 70.3 finishen“.
Ja, das pusht mich. Meine Taktik ist eine ähnlich wie auf der Radstrecke. Niemals denken „Jetzt nur noch 20km“, sondern die Strecke in Etappen unterteilen.
Die ersten 2 Kilometer sind sowieso nur zum Reinkommen und dann ist ja auch schon die erste Verpflegungsstelle (gibt’s auf der Laufstrecke alle 2,5km).
Alle Verpflegungsstellen sind in der gleichen Reihenfolge aufgebaut: Wasser – Iso – Cola – Gels – Riegel – Bananen – Red Bull – Iso – Salz – Wasser.
Schnell habe ich eine Choreographie für mich etabliert: 1 Wasser übern Kopf, 1 Wasser trinken, Iso trinken, Cola trinken, Iso trinken, 1 Wasser trinken, 1 Wasser übern Kopf. Das bringt mich jetzt durch jede Verpflegungsstelle. Die Riegel- und Gelmarken nutze ich im Alltag nicht und ich möchte keine spontane Reaktion meines Magens riskieren.
Die erste Laufrunde vergeht wie im Flug. Nach 7km wird man tatsächlich auch schon einmal durchs Zielstadion (schauinsland-Reisen-Arena vom MSV Duisburg) geleitet und sieht die Finish-Line bereits. Das pusht.
Zum Start der zweiten Laufrunde merke ich definitiv das fehlende „Rumpfstabilitätsstraining“. Gefühlt bin ich 4cm kleiner als noch heute Morgen beim Schwimmen. Langsam tut auch alles weh. Mehrfach versuche ich mich irgendwie aufzudehnen. Ich stelle in Frage, warum ich mir den Quatsch eigentlich antue und frage mich, was war eigentlich so schlecht an meinem alten Leben, so mit saufen, fressen und rauchen. Da könnte ich ja morgen wieder mit anfangen.
Sehe mehrere Leute aus der Laufstrecke mit massiven Magenproblemen und bin umso dankbarer, dass bei mir hier alles klappt. So eine Distanz ist halt auch einfach eine Stoffwechselschlacht.
Etwas unverhofft sehe ich bei Kilometer 10 meinen Kumpel Thomas mit seiner Frau Jing am Streckenrand, der mich anfeuert. Ich hatte im Vorhinein bewusst keine Werbung für Support gemacht, weil bei scheiß Wetter und Maskenpflicht fand ich das irgendwie undankbar als Zuschauer. Umso überraschter bin ich ihn dort zu sehen.
Bin immer völlig überfordert dann was sinnvolles zusagen. Er ruft „Sehr gut, tolle Kilometerzeit, weiter so“. Meine Antwort „Woher weißt du das?“ Noch mehrfach steht er heute am Streckenrand und pusht mich. Danke dafür!
Bei Kilometer 12 werde ich überholt, derjenige guckt mich an und sagt „Alter, Troostiboy, ich liebe deinen Blog, krass, was du abgenommen hast, zieh durch“. Darauf gibt’s die Ghetto-Faust und einen kurzen Plausch. Muss sagen, das geht mir gerade echt ziemlich nah und ich freue mich darüber. Social Media und ich haben ja gerade eine Krise miteinander, habe irgendwie Spaß und Sinn daran verloren wirklich jede Trainingseinheit und jeden Eindruck zu teilen, aber das ist der Moment in dem ich entschließe: Es gibt definitiv einen Rennbericht aus Duisburg!
Bei Kilometer 14 geht es dann auf die letzte Runde und ich bekomme ein komisches Gefühl von „Abschiedsstimmung“. Das letzte Mal an der Wechselzone vorbei, das letzte Mal durch das Waldstück da, das letzte Mal diese Verpflegungsstelle und so weiter.
Bei Kilometer 19 wird es nochmal spannend. Ich verschlucke mich beim Trinken und habe das Gefühl einen Herzinfarkt zu bekommen. Nein, keine Panik. Aber ich ziehe mir den Brustgurt aus, der engt mich gerade irgendwie ein. Den Rest schaffen wir jetzt auch ohne Pulsdaten.
Die Meter verrinnen, mir tut zwar alles weh, aber irgendwie denke ich „ach huch, das war es jetzt schon, naja ok“. Bei Kilometer 20 ist die letzte Verpflegungsstelle und ich gönne mir nochmal 2 Becher Cola. „Das habe ich mir verdient“. Dazu ein Wasser durchs Gesicht und sich etwas frisch machen für die Finish Line. Und da laufe ich auch schon auf die Ziellinie zu. Ich hatte überlegt, ob ich das letzte Stück irgendwie gehen soll um es besonders zu genießen oder wie ich diesen Moment erleben möchte. Aber schneller als gedacht, ist es dann vorbei.
Hartwig Thöne ruft „Sehr gute Leistung, Alex. Herzlichen Glückwunsch zu diesem super Rennen.“
Durch!
Ich bleibe stehen und dehne mich kurz. Marvin winkt von der Tribüne, hat bereits Finisher Shirt und Medaille an. Ein Ordner bittet mich den Zielbereich zügig zu verlassen, weitere Corona-Maßgabe.
Ich gehe ein paar Schritte weiter, nehme einen Becher Wasser und in dem Moment, keine Ahnung warum, übermannt es mich plötzlich komplett. Nun stehe ich ganz allein irgendwo in einem Durchgang des MSV-Stadions zwischen Ziellinie und Athletenbereich und mir kommen die Tränen. Ich stelle mich in eine ruhige Ecke und der Moment übermannt mich. Ich habe das tatsächlich geschafft. Ich habe eine IRONMAN Mitteldistanz in 5h46Minuten56Sekunden hinter mich gebracht. Ich weiß nicht warum, aber diese Erkenntnis haut mich in dem Moment total um. Brauche ein paar Momente um mich zu sortieren und um jetzt bereit zu sein auf Marvin zu treffen, der mit 5Stunden9Minuten56Sekunden eine wirklich unfassbare Zeit in den Asphalt gebrannt hat. Gemeinsam warten wir auf die Anderen.
Mir tut alles weh, ich bin nicht in der Lage mich zu bücken um die Schuhe zu wechseln, aber ich habe es geschafft. Im Zielbereich esse ich direkt eine Bretzel. Leckerste Speise aller Zeiten. Ich werde nie wieder was süßes essen! Kurze Zeit nach mir kommt auch Jakob ins Ziel und auch Michael schafft es kurz drauf auch sicher über die Finish-Line. Ich glaube ich kann sagen, wir haben alle richtig gelitten. Magenprobleme, Muskelkrämpfe, fehlende Rumpfstabi, und und und. Du tust Dir selber einfach ziemlich hart weh an einem solchen Tag. Aber das Gefühl es geschafft zu haben hat mich wirklich einfach umgehauen.
Danke an meine 3 Mitstreiter für dieses tolle gemeinsame Erlebnis und danke an alle, die mich auf dem Weg dahin unterstützt haben.
Nächster Halt: 5.6.2022 IRONMAN Hamburg. 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren, 42,195km Laufen.
Mega Leistung, verfolge dich jetzt seit Anfang an und hatte schon Sorge es kommt nichts mehr. Geiles Ding, Glückwunsch euch für diese Leistung.
Herzlichen Glückwunsch! Schön zu lesen, dass du es & wie du es gepackt hast!
Respekt … Schmerz vergeht Stolz bleibt!
Unfassbare Leistung, jeder der im Ausdauersport unterwegs ist, weiß wie viele Einheiten und Runs dafür notwendig sind um überhaupt in der Lage dazu zu sein, diese Leistung erbringen zu können. Chapeau!
Großartig! Was ne Erfolgsstory! Stark Troosti!