Direkt nach der Frage „Was brauche eigentlich fürs Indoor-Training“ dürfte das Gespräch zwischen Apple und Garmin wohl die häufigste Sportler-Neuling-Anfrage an mich sein. Vorneweg: Natürlich braucht Ihr zum Sportmachen gar keine Uhr, mit einer kostenlosen App fürs Handy kann es genauso gehen. Niemand kann aber besser nachvollziehen als ich, dass es sehr viel Spaß macht aus diesem Sport auch eine Materialschlacht zu machen! Wie so häufig gilt auch bei der Frage nach der richtigen Uhr die alte Beraterantwort: Kommt drauf an!
Ich habe mir keine Produktproben zuschicken lassen, sondern berichte Euch einfach nur von meinen Alltagserfahrungen. Ich hatte 2018-2019 eine Apple Watch (Series 3 seinerzeit) und bin seit 2020 mit Garmin Forerunner unterwegs (erst 935, dann 945).
Apple Watch = Smart Watch
Die Apple Watch ist in erster Linie eine Smart Watch. Hier gilt wie bei vielen Apple-Produkten, je tiefer ich im Apple-Öko-System bereits drin bin, desto mehr Vorteile habe ich dadurch. Habe ich andere Freunde, die auch eine Apple Watch nutzen? Sport Challenges, mega cool! Nutze ich neben iPhone und iPad vielleicht auch ein MacBook? Entsperrt sich automatisch, wenn Ihr in die Nähe kommt. Vermutlich hat sich seit meinem Modell viel getan, aber der Hauptnutzen einer solchen Uhr ist die Integration in euren digitalen Alltag. Ich glaube bis heute, wenn Ihr eine Smart Watch sucht und zumindest schon ein iPhone habt, dann führt an der Apple Watch nichts vorbei.
Daneben hat die Apple Watch auch jede Menge Gesundheitsfeatures, ich glaube in den USA ist aktuell sogar mehr freigeschaltet als hier bei uns. Ich habe mit den Daten aber nie etwas angefangen, war immer mehr so „Nice2know“.
Die Sportfeatures der Applewatch werden inzwischen natürlich immer mehr, ursprünglich habe ich sie mal als „Pulsmesser mit Stopuhr“ bezeichnet. Da hat sich schon noch einiges getan seit meiner Series 3.
Eine typische Apple Watch wäre wohl die gerade Apple Watch Series 8 für 450 €.
Notifications
Eines der Hauptargumente, warum Menschen eine Uhr mit ihrem Smartphone verbinden, ist wohl die Tatsache, dass ich dadurch Notifications an meinem Handgelenk sehen kann. Vom Strava-Kommentar bis zum Telefonanruf, ihr seht alles direkt am Handgelenk. Ich muss sagen, das habe ich zum Start der Apple Watch geliebt. Dieses Feature zu aktivieren fühlte sich wie ein richtiger Schritt nach vorne in der Digitalisierung an.
Was war nach gewisser Zeit das Ergebnis? Ich habe es vollständig deaktiviert. Du bist irgendwie wie der letzte Dopamin-Affe nur noch drauf und dran das Handgelenk zu untersuchen und erstickst in einer Flut von unnötigen Push-Benachrichtigungen. Wer schon mal in einer „Fokus-Deep-Work“-Schulung von mir war, der weiß, wie hart ich Push-Notifications hasse und darum brauche ich sowas im Alltag auch nicht auf meiner Uhr. Mehr dazu berichte ich übrigens regelmäßig auf LinkedIn. Außerhalb von Sporteinheiten trage ich inzwischen eine einfache Automatikuhr, die mir neben Uhrzeit nur just das Date anzeigt.
Garmin = Sportuhr
Der Anwendungsfall einer Garmin ist ein komplett anderes. Da brauchen wir nicht lange drumherum reden, wenn ihr iOS gewohnt seid, kotzt ihr im Strahl, wenn ich Euch das erste Mal durch das verschachtelte Menü dieser Uhr klickt. Gleiches gilt für die Garmin Connect App. Aber das ist auch nicht, wofür diese Uhr gemacht ist.
Die Uhr ist perfekt, um Euch im Schwellenintervall mit 190er Puls noch perfekt anzuzeigen, ob ihr im richtigen Trainingsbereich seid. Da kommen nämlich die Vorteile voll durch. Diese Uhr ist ein Trainingsgerät. Mein Coach kann mir vollautomatisch das Trainingsprogramm auf die Uhr schicken und ich bekomme direkt beim loslaufen angezeigt „jetzt erst 10 Minuten Grundlagenpace auf 6:30min/km, dann 3 mal 5 Minuten mit 5min/km, dazwischen XYZ Pause“ und so weiter. Ich laufe einfach los und die Uhr sagt mir, wann ich schneller oder langsamer soll.
Dazu ist die Sensorenkompatibilität der Garmin natürlich etwas problemloser. Wattmesser, Trittsensor, Laufökonomie, und und und.
Die Erschöpfungs- und Gesundheitsmessungen von der Garmin finde ich gerade für trainingsintensiver Zeit sehr praktisch. Im Alltag trage ich die Uhr auch beim Pennen und finde die Auswertungen immer wieder spannend. Wirklich was damit machen, tue ich natürlich nicht und die Erkenntnis „ah, scheiße gepennt“ habe ich auch gerne mal ohne Uhr.
Genauso ist eine Garmin perfekt für den Wettkampf. Die Knopfbedienung ist simpel und funktioniert auch mit Schwellenpuls und im Wasser. Im Rahmen eines IRONMAN will ich kein Touchscreen bedienen.
Natürlich hat die Garmin auch mehr und mehr Smartfeatures, ich muss aber zugeben: Garmin Pay hab ich nicht mal eingerichtet und die Musik darüber auch nicht. Als Pseudo-Influencer habe ich (abgesehen vom Wettkampf) eh immer mein Handy dabei.
Praxiserfahrung: Eine Garmin-Uhr hält gerne mal ne Woche, die Apple-Watch habe ich täglich geladen.
Gibt noch andere Sportuhrenhersteller wie Polar oder Suunto, meiner Erfahrung nach hat Garmin aber die beste Kompatibilität zu Trainingsplattformen (Todays Plan, Training Peaks, Strava) und daher habe ich nie was anderes ausprobiert.
Wer einfach nur laufen gehen möchte, ist mit der Forerunner 55 bereits gut bedient. Der mittlere Sweetspot für alle Triathleten dürfte in der 200er-Serie die Forerunner 255 sein. Wer auf Ironman geht, kann sich gerne mal melden und mir meine Forerunner 945 abkaufen. Dann kann ich mir die Forerunner 965 gönnen 😉
Die Grenzen verschwimmen – Mein Fazit
Es gibt inzwischen mit der Apple Ultra Watch eine Uhr, die so viele Sportfeatures vereint, dass sie wohl fast an eine Garmin rankommt. Genauso kann ich ein ähnliches Geld für eine Garmin Fenix ausgeben und komme in eine ähnlich Smartwatch-Features-Welt. Meiner Meinung nach aber beides nicht sinnvoll. Für das Geld kann ich mir auch die Mittelklassemodelle von beiden Uhren kaufen. Trotz absolutem Apple-Fan-Boy-Dasein bleibt mein Fazit: Garmin für Sport, Offline-Uhr für den Alltag!
Garmin 945 mit Komoot Integration auch super zum Wandern oder auch als Radnavi nutzbar. Ich bin von der Funktion wirklich sehr überzeugt