Wer raucht ist cool und hat mehr Freunde

Nein. Stimmt nicht ganz. Rauchen tötet. Aber ist auch irgendwie ein schönes Hobby. Also ein bisschen. Moment. Ich erklär’s Euch.
Unlängst fragte mich ein Kumpel vor einem Gaststätteneingang: „Wie ist das eigentlich zu rauchen?“
Meine Antwort war natürlich: „Ziemlich cool ist das“. Das ist eine von tausenden Ausreden, die Raucher sich selbst erzählen, um das ja eigentlich völlig sinnfreie und ebenso gesundheitsschädigende Rauchen zu erklären. Dieser Text reiht sich nahtlos ein.

Eigentlich ist Rauchen ja kacke

Auch was feines
Auch was feines

Was gewiss ein Paradoxon darstellt ist, dass weiß Gott niemand seine erste Zigarette genossen hat. Dass dieser Moment, als ich den ekelhaften Rauch von Mutters Marlboro Light aushustete, der Beginn einer großen Liebe war, ist von außen zumindest erstmal schwer nachvollziehbar. Bei meinem ersten Rib-Eye-Steak musste ich zumindest nicht husten, wobei die Sucht danach mindestens genauso geil ist.
Der junge Raucher braucht also ein bisschen, bis beim Anzünden einer Zigarette kein asthmatischer Anfall mehr stattfindet. Da ist es dann „ok“. Zum richtigen Genussraucher (was ich im Grunde auch für ein Einhorn halte) wird man wenn überhaupt dann erst nach Jahren. Ein Freund meinte mal, dass als Raucher einfach zu Hunger und Durst noch ein drittes Bedürfnis hinzugekommen ist. Irgendwie so fühlt es sich an, ja.
Eigentlich drückt Rauchen vor allen Dingen eins aus – die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. „Ich bin Raucher“ und nicht „Ich rauche“.

Früher war alles besser

Ich bin 1989 geboren, als ich mit dem Saufen anfing, durfte in deutschen Gaststätten noch quasi im Gemüsefach geraucht werden. Zwar nicht mehr in Krankenhäusern, wie in den 60ern, aber wo sich coole Erwachsene aufhielten, wurde geraucht. Rauchste mal eine mit.
Rauchen macht die Raucher ja eigentlich ruhiger. Es soll entspannen. Das ist ja das Groteske als Anfänger. Heimlich auf dem Schulhof zu rauchen hat mich schon wieder so gestresst, dass ich eigentlich mal wieder eine rauchen könnte.

Poor lonesome smoker
Poor lonesome smoker

Und wir Raucher sind ja eine dermaßen eingeschworene Gemeinschaft. „Komm, ich setze mich mal zu Dir, dann brauchen wir nicht den Aschenbecher hin- und herschieben“ hab ich noch am letzten Wochenende im Biergarten gehört.
Zum obligatorischen „Hasse Feuer?“ zu wildfremden Menschen im Club gibt es vermutlich kein Nichtraucherpendant. Oder habt ihr schon mal irgendwelche lustigen Leute morgens um 4 im Club kennengelernt, weil ihr in der Postkartenecke nach einem Kugelschreiber gefragt habt? Das gibt es einfach nicht.
Wie eine eingespeicherte Choreographie spielen meine Finger die Bewegungen ab: Feuerzeug annehmen, Kippe entzünden, Daumen hoch als Dankeschön, Feuerzeug zurückgeben.
Ich zünde meine Zigaretten gerne selber an. Nur so, falls ihr mir mal Feuer leiht. Ist nämlich super-social-akward, wenn dir jemand das Feuer rüber reicht und du bereits die Windschutzhand formst. Mag Leute geben, die das anders handhaben, ich zünde gerne selbst. Und an alle nochmal: Danke für’s Feuer! Daumen hoch!
Wenn auch keine Zigarette jetzt so lecker sein kann wie ein Rib-Eye-Steak, so gibt es doch Qualitätsunterschiede. Ich rauche z.B. nicht gern beim Gehen. Ich rauche auch nicht gern, wenn ich pissen muss.
Nach einem guten Essen, am Ende einer geilen Party oder generell kurz vorm schlafen. Das sind feine Zigaretten.

Augen Auf bei der Markenwahl


Die gewählte Marke zeigt ja auch viel über den Raucher. Ich rauche blaue Gauloises (und hoffe jetzt dort Werbetestemonial zu werden). Blaue Gauloises zeigt vor allem „Ich trinke gern und brauche dann richtig starke Zigaretten.“
Früher rauchte ich vor allem Menthol. Das zeigt „Ich möchte in ein Gespräch verwickelt werden.“. Wer Marlboro raucht, will nicht auffallen. L&M zeigt: Du bist Sparfuchs. Luckys heißen „Ich hab mit 16 angefangen und bin der Marke treu geblieben“.
Wer (nicht aus Kostengründen) selber dreht, hat vor allen Dingen viel Zeit.
Lightzigaretten dürfen ja glaube ich nicht mehr so heißen und sind in der Raucherwelt auch sehr umstritten. Aber: eine geschnorrte Light ist immer noch besser als Schmacht. Isso!
Einige Marken scheinen auch komplett zu verschwinden. Raucht noch jemand Camel, HB oder Marlboro 100? Speziell von letzterer Variante hab ich echt noch nie jemanden getroffen. Bitte mal melden.

Rauchverbrüderung

Besonders verbrüdernd ist auch das „letzte Kippe teilen“ oder einfach nur „Gib mal ’n Zuch.“ Keiner kriegt seinen Nikotindurst gestillt, aber es verbrüdert doch irgendwie. Und nochmal ein kräftiges WTF!? an alle „Nassraucher“! Wie kann das sein, dass die Kippe sich anfühlt wie ins Bier gefallen, wenn ihr sie zurückgebt? Das muss wirklich nicht sein. Ja Matthäus, vor allem Du bist gemeint.

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