„Für einen Triathlon brauchst Du nicht viel: Ein altes Fahrrad, ’ne Badehose und ein paar Laufschuhe reichen für den Start.“ Ich mein, eigentlich stimmt das ja, aber dieser Satz bekommt schon eine gewisse Ironie, wenn Du dann das 2.000 € teure Wattmessungssystem von SRM in den Warenkorb legst.
Dennoch sage ich vorneweg: Nichts von dem was ich hier aufführe, braucht man wirklich dringend um Triathlontraining zu betreiben. Tracking ist nur Spielerei. Aber zu meiner Verteidigung: Ich bin Statistiknerd. Ich habe als Grundschüler bereits meine besten Freunde in einer Exceltabelle aufgeführt, jeder Vollrausch meiner Pubertät ist in einem txt-File dokumentiert und ich habe mehrere Stunden lang ausgerechnet, in welchem Bossfight ich jetzt Benediction oder Will of Arlokk nutze.
Und das Schöne ist, solche Leute gibt es im Triathlonsport mehr als genug.
In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, welche Produkte ich benutze und benutz habe und warum. Alle Amazon-Links sind Affiliate-Links.
Apps
Runtastic
Für viele der Einstieg ins Tracking im Ausdauersport. Inzwischen bei Adidas eingegliedert, ist Runtastic eine der ältesten Sportapps auf dem Markt. Und ich sag mal so, für den Einsteiger, der einfach nur mit dem Handy die gelaufene Strecke tracken möchte, ist Runtastic auch wunderbar. Die Verbreitung ist nach wie vor recht hoch, so dass jeder irgendwen zum socializen dort findet. Ihr könnt also die Aktivitäten Eurer Freunde sehen, liken, kommentieren und ähnliches.
Aus zwei Gründen habe ich Runtastic irgendwann abgeschworen: Zum Einen ist Runtastic ein sehr geschlossenes System. Nur Einheiten, die mit der App selbst aufgezeichnet worden können darüber verwaltet werden und auch der Export funktioniert so gut wie gar nicht. Außerdem hat Runtastic vor ein paar Monaten die Desktopvariante abgeschaltet. Gerade als Datennerd ist es wichtig, sich die Daten auch mal auf einem großen Bildschirm angucken zu können. Kurz drauf bin ich von Runtastic weggegangen. Hin zu…
Strava
„Runtastic ist halt für Hobbyläufer, Strava für Triathleten.“ Mit dem Argument hat mich mein Kumpel Béla letztendlich überzeugt. Strava kommt ursprünglich aus der Radfahrecke und hat heute ganz klar den Triathlon im Fokus. Die „socializen“-Funktionalitäten sind etwas weitreichender, so könnt Ihr auch auf Eurem Lieblingsberg einen Rekord aufstellen und werdet benachrichtigt, wenn da mal jemand schneller hochradelt. Gibt jede Menge Challenges und Events, die noch mehr zum Tracking animieren. Darum gilt auch der alte Grundsatz: Was nicht auf Strava ist, ist nicht passiert.
Ohne Witz, meine Uhr beim Schwimmtraining zu vergessen wäre für mich ungefähr so schlimm, wie meine Badehose zu vergessen. So kann ich jetzt wirklich nicht trainieren!
Dazu kommt, dass Strava ein sehr offenes Format ist. Sowohl von Apple Watch, Garmin Uhr, Fitbit, Polar, Zwift, Wahoo und wahrscheinlich 100 Dinge, die ich noch nicht mal kenne, könnt Ihr Eure Daten (häufig auch automatisiert) zu Strava importieren. Es ist also meine Datensenke für jede Form des Trackings. Dadurch zeichne ich auch nicht über Strava auf. Finde die Funktionen da nicht so Bombe. Für Apple Watch empfehle ich übrigens die App „Healthfit“ für den Autoexport zu Strava.
Ein Nachteil von Strava ist, durch die Vielzahl der Features ist es gerade am Einstieg recht unübersichtlich. Da braucht Ihr schon ein bisschen Eingewöhnungszeit. Die Premiumfeatures in der Bezahlvariante sind ganz nett, aber nicht überlebensnotwendig. Ihr könnt Euch z.B. Eure Ermüdung anzeigen lassen, oder nach dem Training gucken, wer denn die süße Blonde war, die Euch entgegen gelaufen ist. Das nenne ich mal professionelles Tracking. Habe mein Premiumabo aber unlängst gekündigt, so doll sind die Spielereien dann doch nicht.
TrainingPeaks
So, das ist nun wirklich für die Masternerds. Vielleicht zur Unterscheidung: Während Strava sehr für diesen Socialzeugs ist, ist TrainingPeaks wirklich zur Trainingsplanung und Analyse vom Tracking. Ich bin drauf gestoßen, da mein IronMan-Trainingsplan von tri-mag dort veröffentlich wird. Ich behaupte, wer keinen Trainingsplan nutzt, braucht es eigentlich nicht. Für mich ist aber durchaus sinnvoll etwas technische Unterstützung zu nutzen, um 10 Trainingsstunden in 7 Einheiten sinnvoll zu verteilen, gerade auch in Kombination mit dem #Consultinglife.
Komoot
Kein Tracking, sondern für die Planung! Komoot ist im Grunde ein Online-Routenplaner und eine Sportroutendatenbank. Kurzum: vom Wanderer, über den Rennradfahrer, Mountainbiker bis hin zum Jogger, eigentlich benutzt jeder Komoot. Ihr könnt Euch einmal das „Weltpaket“ kaufen und dann überall Strecken planen und nutzen. Sei es, wo kann ich eigentlich an der Spree entlang laufen oder, wie komme ich jetzt mit dem Rennrad auf abgelegenen Strecken nach Bad Königshofen.
Wer nicht immer nur die Hausrunde fahren will, nutzt Komoot!
Zwift
Ein Muss für jeden, der Indoor mit seinem Rennrad trainiert. Sei es auf der freien Rolle mit Geschwindigkeitssensor oder auf dem kompletten Smarttrainer. Ich selbst nutze ja hier seit wenigen Tagen den Tacx Flux S Smart 2020 und bin komplett begeistert.
Zwift ermöglicht Dir nicht nur, die stärkste Tour de France Etappe nachzufahren, sondern auch wirklich wattbasierte, strukturierte Trainings abzuliefern. Die Herzfrequenz ist beim Radfahren nämlich wirklich nur ein grober Richtwert für die Belastung. Die Pumpe reagiert stark zeitverzögert und so bist Du den Berg meistens schon oben, bevor Dein Puls den entsprechenden Bereich betritt und wunderst Dich dann, warum die Abfahrten auf Strava als so belastend angezeigt werden.
Außerdem bringt Zwift jede Menge Gamification und – natürlich – Tracking mit. Von Jokern, über spezielle Outfits bis hin zu Challenges. Ich liebe sowas .
Nun habe wir uns angeguckt, wo wir die Daten aus dem Tracking versenken können, aber wo kriegen wir sie eigentlich her?
Trackinggeräte
Smartphone
Ein Smartphone hat vermutlich jeder Leser. Damit wäre der Einstieg ins GPS-Tracking schon mal gemacht. Wer sein Handy zu Hause lassen möchte und dazu auch noch die Herzfrequenz messen möchte, kommt an einer Uhr eigentlich nicht vorbei. Und Herzfrequenzmessung ist schließlich der Einstieg in das traumhafte Training in der Grundlagenausdauer1. Ich sag aber dazu: Ich hab mein Smartphone beim Laufen nach wie vor dabei. Ersten höre ich darüber Musik (mit diesen Kopfhörern, mit denen man auch schwimmen kann) und zweitens mache ich Selfies für Insta. Aber jeder eben wie er mag.
Apple Watch
Für viele der Einstieg ins Tracking, da gefühlt jeder zweite in meinem Umfeld so eine Uhr bereits um den Arm trägt. Für die Einteilung ganz wichtig: Die Applewatch ist eine Smartwatch. Sämtliche Sportfeatures sind sozusagen nur on the top. Wenn Ihr ein iPhone und womöglich noch ein Macbook habt, ist die AppleWatch als Smartwatch nicht zu schlagen. Die Integration im Apple-Ökosystem ist wunderbar. Uns geht es ja aber um die sportlichen Möglichkeiten. Und da sieht es mager aus.
Wird jeder merken, der schon mal mit schwitzigen Händen oder am Beckenrand versucht hat die Aktivität zu steuern. Touchscreen ist für eine Sportuhr halt kacke. Das Aktivitätstracking der Applewatch ist im wesentlichen nur zum „Mitschreiben“. Strukturierte Workouts, Intervalle oder ähnliches sind nicht möglich. Braucht aber natürlich auch nicht jeder.
Ganz nett natürlich die Apple-Wettbewerbe um den Chef mal in die sportlichen Schranken zu weisen.
Also, wer schon eine AppleWatch hat, gerne nutzen. Wer noch keine hat oder sie, wie ich, gegen eine Kellerwand donnert, dürfte über andere Produkte nachdenken.
Garmin Forerunner
Ich nutze aktuell die Garmin Forerunner 935. Besonders beliebt unter Triathleten wäre auch noch die Forerunner 735 als günstigere Variante, wer sich auch das Badezimmer vergolden lässt, darf auch bei der Forerunner 945 zuschlagen.
Für „reine Läufer“ tuts wohl auch die Forerunner 235 oder vielleicht sogar die Forerunner 35. Natürlich gibt es auch Sportuhren von Polar oder Fitbit, da habe ich aber keine Erfahrungen. Meine Recherche (Insta-Umfrage) hatte damals ergeben: Garmin is the best!
Wesentlicher Unterschied: Wir haben nun hier eine Sportuhr, die zwar auch ein paar Smartwatchfeatures hat, aber eben im Wesentlichen für den Sport ist. Bei den Garminprodukten habt ihr standardmäßig noch Garmin Connect als Onlineplattform dabei, wo ihr Eure Workouts planen und strukturieren könnt. Ich nutze Garmin Connect nur als „Durchreiche“ da die geplanten Trainings von TrainingPeaks übernommen werden und die absolvierten automatisch auf Strava hochgeladen.
Strukturierte Trainings kann z.B. bedeuten: Ihr wollt in einer Pace zwischen 5:30 und 5:45 min/km laufen. Die Uhr trackt das live und alarmiert euch per Piepen oder Vibrationsalarm, wenn Ihr die Pace verlasst. Gleiches gilt für die Herzfrequenz, was natürlich gerade beim berühmten Grundlagenausdauertraining wundervoll funktioniert. Außerdem könnt Ihr ganze Triathlonwettkämpfe inklusive Wechselzeiten mittracken, was mit der AppleWatch auch immer ein Krampf war. Dazu überwache ich mit der Garminuhr auch meinen Schlaf und die Ruheherzfrequenz, was mir zB zeigt, wie ich die Traininigshärte verarbeite oder ob eine Erkältung im Anflug ist, aber das ist schon harter Nerdscheiß. Wird wohl nur noch davon getoppt, dass ich jetzt auch meine VO2Max kenne.
Für Garminuhren gibt es auch jede Menge Drittanbieter Addons und Datenfelder, so dass Ihr Euch wirklich ALLES anzeigen lassen könnt.
Was ganz nett ist, die Forerunner bietet eine Radhalterung, so dass ich mir quasi einen Radcomputer draus bauen kann. Wem das nicht genügt, dem empfehle ich meine nächste Anschaffung ebenfalls zu tätigen.
Wahoo Elemnt Roam
Kann noch keinen Erfahrungsbericht geben, da ich ihn selbst noch nicht benutze, basierend auf allen Vergleichen mit Elemnt Bolt und Garmin 1030, scheint mir der Roam aber das perfekte Produkt für mich. Ausreichend Datenfelder, kompatibel zu allem und mit einem Klick ist die Komootroute drin. Dazu auch günstiger als die Garminprodukte. Jemand schon Erfahrungen?
Was gibt es sonst noch so?
Wenn Ihr alles schon bestellt habt und immer nur mehr Geld ausgeben wollt, teilt gerne Eure Erfahrungen. Wo versenkt Ihr Euer Geld? Der Durchschnittstriathlet soll ja 2.500 € pro Jahr ausgeben. Da fehlt noch einiges auf dem Weg zum IronMan 70,3 in Duisburg. Von Aerohelm & -bars, Wattmessung bis hin zu Einteilern von Ryzon, es stehen noch eine Menge Dinge auf der Einkaufsliste, bevor ich mir dann endlich mein eigenes Laktatmessgerät kaufe…